Ein Sandmann (mit Düngermolle oder Eimer, das Geld in Form von Münzen wurden im Sand untergemischt)

Wer kauft Sand, eine feine Molle Sand,
schön weiß und rein wie Schnee
und kein Körnchen schmutzt die Hand!
Hier wird gefeiert, wie ich seh‘,
Hochzeit gar oder ein anderes Fest?
Drum braucht ihr Sand, hier ist ein Rest!
Sand, Sand, das Fest zu weihn,
auf die Fluren und in die Stuben zu streun,
so wie es einstmals Sitte war,
doch Kunden sind heut nur noch rar!
Doch halt, bald hätt‘ ich vergessen zu sagen,
dass überall man höret Klagen,
es stünde sehr schlecht um unsere Staaten
und alles würde schrecklich teuer,
drum ist mein Sand auch nicht geraten
und kostet fortan 9,99, incl. Steuer.
Wer kauft Sand, Sand, Sand
aus der ersten Hand?
Dort sitzt die Braut, geschmückt mit Schleifen.
Ach, könnt ich Ihnen einmal unter die Arme greifen
mit einer feinen Molle Sand?
Sie lächeln zu meinem geringen Tand?
Sie müssen wissen,
dass Sie mich stets gebrauchen müssen
zum streuen in allen Enden und Ecken,
auch kann sich ein wahrer Schatz drin verstecken.
Was im Sand hier verborgen, das weiß man nie,
da muss man halt suchen,
ohne meckern und fluchen!
Und später vielleicht, was kann da sein,
brauchen Sie Sand, um ihn zu streun
in die Augen vom lieben Mann,
damit er nicht alles sehen kann.
Doch hier schweigt meine Weltgeschichte,
ich verstumme ganz in meinem Gedichte
und biete zu guter letzt noch mal
meinen Sand an dem jungen Gemahl;
Denn auch der kann ihn verwenden,
wenn der Tag der Kinder nicht will enden.
Da nimmt man eine Hand voll Sand,
die Kinder gehn ins Traumeland.
Schnell findet er dann seine Ruh,
der Sand ist gut, greifen Sie zu!
Sie wollen keinen Sand?
Ich habe Sie verkannt?
Nun, dann nehmet zum Geschenk meine Molle mit Sand
und grabt nun selber um zu sehen,
ob sich ein Schatz darin befand,
ich muss nun los, ich muss nun gehen.

A. Schröder