Gedichte für die Hochzeit

 

Der Materialist

Es gleichet doch das ganze Menschenleben
ja einem großen Kaufmannsladen nur.
Bevor wir uns in dieses Sein begeben
ist „Material“ die menschliche Natur.

Wie schien das ganze Leben uns so sonnig,
so „sirupsmäßig“ und so „zuckersüß,“
der Kindheit Tage waren ja so wonnig,
wie jenes Land, wo „Milch“ und „Honig“ fließt.

Die guten Eltern mussten für uns handeln,
sie standen uns in Leid und Freuden bei,
uns schien die Welt voll lauter „süßer Mandeln,“
nur selten war mal eine „bittre“ bei.

Dann kam die Schulzeit und sie ging vorüber
nicht ohne manchen köstlichen Genuss,
„Backpflaumen“ flogen gar zu oft herüber,
es folgte manche harte „Pfeffernuss.“

So nahte sich die Gurken – zeit der Liebe -
zur Jungfrau ward die Maid, der Knab zum Mann,
oh dass die Zeit doch ewig grünen bliebe,
wo mit dem „Süßholz – raspeln“ man begann.

Heut tretet Ihr ins Paradies der Ehe,
doch tritt die Eva mit dem „Apfel“ ein,
dann soll die Frucht, erblüht in Eurer Nähe,
ein „Paradies“ – kein – „Paris-Apfel“ sein.

Wenn dann im nächsten Jahre Eurer Ehe
das „Jung-Gemüse“ bei Euch eingeführt,
auf das ein jeder Eurer Kundschaft sehe,
dass Euer Lager wirklich assortiert.

Dann, glaubet mir, kann Euch das Glück nicht fehlen,
drum etabliert Euch jetzt mit frohem Mut
und Euren Kunden könnt Ihr bald erzählen,
Euer Geschäft geht – wie nach Wunsch – recht gut.

Und wenn wir uns nach fünfzig Jahr begegnen,
die Braut geschmückt mit gold’nem Myrtenreis,
der goldene Lorbeer soll den Mann dann segnen
für seine Mühe und für seinen Fleiß.